Stimmt das noch? 
Finanzweisheiten auf dem Prüfstand: „Borgen macht Sorgen!“

borgen_macht_sorgenBorgen macht Sorgen! Dieser Aphorismus geht so leicht über die Lippen und ist allgemein bekannt. Kaum ausgesprochen erntet ein Vortragender zustimmendes Kopfnicken von allen Seiten. Wie kompliziert wäre unser Leben doch ohne diese Lebensweisheiten, die komplexe Sachverhalte in einfache Merksätze überführen, mit denen man dann den Rest seines Lebens meistern kann!

Haben Weisheiten wie: „Borgen macht Sorgen“ heute noch Gültigkeit?

Wir kennen auch noch andere! Wie etwas: „Zeit ist Geld“ oder „ein gesparter Penny ist ein verdienter Penny“ Diese Beispiele finden sich in einer Biographie zu Warren Buffet und wenn diese Lebensweisheiten dann auch noch von Goethe, Warren Buffet oder Adam Riese stammen, ist natürlich auch der letzte Zweifel ausgeräumt. „Das muss einfach stimmen!“ Deshalb lässt man das besser mit dem Borgen!

Während ich noch zustimmend mit dem Kopf nicke, drängt sich ein Gedanke auf, der schließlich in eine Frage mündet: Wer hat hier eigentlich die Sorgen?

Wer wie wir den ganzen Tag in sozialen Netzwerken unterwegs ist, der wird natürlich auch sensibel für die Gefühlslage und Belange der Mitmenschen. Das ist nicht ganz so stark ausgeprägt, wie bei den meisten Sozialpädagogen, aber die digitale Nähe bleibt natürlich auch bei den Technik-Affinen nicht ohne Folgen. Um helfen zu können, muss deshalb geklärt werden, wer sich hier eigentlich sorgt!

Ist es der, der das Geld ausleiht oder der, der das Geld geliehen bekommt, der die Sorgen hat? Oder am Ende sogar beide? Und wo wir gerade von digitaler Transformation sprechen;

Haben die Banken die Sorgen?

Foto - Frankfurt am MainSofort fallen einem da die Banker ein, die andauernd und massenhaft Geld verleihen. Die Armen, müssen sich ja ständig zu Tode sorgen, soviel Geld, wie die den Verbrauchern andauernd borgen. An diesem Punkt kommen schon die ersten Zweifel, ob das Borgen wirklich so schlecht ist. Schließlich bekommen die Banken für das verliehene Geld ja auch Zinsen. Bei Dispositionskrediten und Kreditkarten sind die Zinsen besonders hoch. Klar, hier sind die Sorgen der Banker auch besonders hoch, dass sie das Geld wiederbekommen. Auf der anderen Seite bekommt man ne revolvierende Kreditkarte auch nur in die Finger, wenn die Bonität stimmt. Der Dispo ist in der Höhe meist an das regelmäßige Gehalt gekoppelt. So minimieren die Banken das Risiko und damit natürlich auch die Sorgen, die sie sich machen müssen. Die Banken sorgen im Vorfeld dafür, dass sie sich nicht so sehr sorgen müssen, wenn sie jemandem was borgen und statt der Sorgenfalten bekommen sie dann Zinsen. Klar wird auch mal ein Kredit platzen, aber in der Masse ist das Kreditgeschäft wahrscheinlich sehr lukrativ!  Im Spiegel stand, dass die Banker im Vergleich mit die teuersten Dienstwagen fahren. „Mit einem Bruttolistenpreis von knapp 46.000 Euro fahren Finanzexperten die teuersten Autos.“ Für den Banker ist die Aussage: „Borgen macht Sorgen!“ also eher nicht zutreffend. Für die Sorgen, die da übrig bleiben, dürfen die Banken bei solchen Karossen wie die fahren, wohl eher nicht mit viel Mitleid rechnen!

Haben die Kreditnehmer die Sorgen?

Aha, da haben wir eine neue Spur! Mit dem Thema Überschuldung haben wir uns schon öfter beschäftigt. Wir kennen deshalb die BIG FIVE der Überschuldung auswendig! Das sind… Sorry, ich muss doch gerade mal in dem alten Artikel nachlesen…  Arbeitslosigkeit, Scheidung/Trennung, unwirtschaftliche Haushaltsführung, Krankheit und gescheiterte Selbständigkeit. Insgesamt, und das ist wohl das Problem der Überschuldung, sind das vor allem Ereignisse im Leben der Kreditnehmer, die eher nicht planbar sind. Einzige Ausnahme ist die unwirtschaftliche Haushaltsführung. Wer also einen Kredit für ein Haus hat, dann ist das natürlich auch meist ein stattliche Summe, die beliehen wurde. Dass sich der Kreditnehmer da auch Sorgen macht, ist verständlich. Hier scheint die Weisheit zu stimmen!

Kredite werden aber ja nicht nur für Immobilien aufgenommen. Auch für ein Auto, für den Urlaub, für das Handy und Unterhaltungselektronik. Die meisten finden den Immobilienkredit in Ordnung und auch ein Auto muss sein, wie soll man schließlich zur Arbeit kommen? Bei Krediten für den kurzfristigen Konsum oder Luxus hört das Verständnis viele Mitbürger aber auf. Hier sollten sich die Kreditnehmer lieber vorher Sorgen machen und sich fragen, ob die Ausgabe wirklich nötig ist. Es ist schon verwunderlich, dass die Banker da einen Kredit bewilligen und sich nicht sorgen, dass der auch wieder zurück bezahlt wird?

Zwischenfazit

Das ZwischenfazitWar ja klar, dass die Banker mit ihrem Risikomanagement und der Schufa und den ganzen Statistiken fein raus sind und die Zinsen kassieren, während der „arme“ Verbraucher besorgt zurückbleibt! Ok, ist ja nur ein Zwischenfazit, wir werden sehen, wie Banker und Verbraucher im Gesamtfazit wegkommen.

Und dann kam die digitale Transformation!

Ja, die kommt auch gleich dran, aber vorher ist doch festzustellen, dass jeder Bürger seines Glückes Schmied ist und war! Wenn die Banken „Sorgen“ in Geld umwandeln können, dann kann der Bankkunde das auch. Das geht zum Beispiel mit einem Tagesgeldkonto oder mit einem Festgeldkonto. Wer Geld übrig hat, kann es anlegen! Anlegen heißt eigentlich immer, das man selbst Geld verleiht. Es gibt dafür vielfältige Formen und schon wieder taucht die Sorge auf. „Ist mein Geld auch sicher?“ Bei den ebenen genannten Formen der Geldanlage ist das Risiko ziemlich gering, weil es die gesetzliche Einlagensicherung gibt. Selbst wenn die Bank Pleite geht, muss sich der Sparer nicht um sein Geld sorgen und kann sein Geld soliden Banken borgen, damit die es dann wiederum anderen borgen können. Je weniger Sorgen man dabei haben möchte, desto geringer ist natürlich auch der Gewinn, den man aus einer Geldanlage ziehen kann.

Daraus lässt sich auch ableiten, dass es ganz schlecht ist, sein Geld unverzinst auf dem Girokonto zu belassen. Je mehr Menschen das machen, desto fetter werden auch die Dienstfahrzeuge der Banker, denn dann überlässt man denen den möglichen Gewinn natürlich komplett ohne Gegenleistung! Das ist im privaten Umfeld ja noch in Ordnung, aber mit der Bank hat man schließlich einen Vertrag. Wer dafür, dass er der Bank sein ganzes Geld so ganz umsonst überlässt, auch noch sorglos jeden Monat eine Kontoführungsgebühr entrichtet, dem ist kaum noch zu helfen! Ok, vielleicht mit einem Girokontenvergleich und gut zureden!

So jetzt aber! Was ist mit der digitalen Transformation!

fintechWerden die ollen Finanzweisheiten jetzt in die Geschichtsbücher verbannt? Es scheint fast so! Ein Beispiel: Dank der DKB, kann jeder mit der App von Cringle ganz leicht Geld an Freunde versenden. Es ist möglich einem Arbeitskollegen Bargeld für das Mittagessen zu borgen und der kann dann, während man dabei ist, das Geld mit Cringle gleich wieder auf das eigene Girokonto zurück überweisen.

Die digitale Transformation, ausgelöst durch das Internet lehrt die Banken gerade das fürchten! Peer-to-Peer-Kredite, Crowdfunding, Crowdlending, Crowdinvesting, Crowddonating, Crowdsupporting und dann noch die ganzen anderen FinTechs, die mit modernen Zahlungsdienstleistunegn auf dem Markt erscheinen.
So wie die Fidor Bank, oder Number 26? Das sind übrigens alles Girokonten!

Mit den Kreditplattformen borgt der Verbraucher einem anderen Verbraucher Geld. Für die Vermittlung bekommt die Plattform einen Teil des Gewinns. Die Bank ist erst mal raus aus dem Geschäft, aber dafür muss sich der Verbraucher jetzt sorgen, ob er sein verliehenes Geld auch zurückbekommt. Er trägt ein Risiko und bekommt wie bei anderen Geldanlagen mit einem höheren Risiko auch eine bessere Rendite in Aussicht gestellt.

Fazit  – Sorgen gehören auch weiterhin zum Borgen!

das FazitWer aus der Weisheit „Borgen macht Sorgen“ ableitet, dass man es besser unterlässt, jemandem Geld zu leihen oder das selbst in Anspruch zu nehmen, der hat zu kurz gedacht! Wer sich sorgt, richtet seinen Blick in die Zukunft, der plant, der wägt ab, der bewertet und trifft dann eine Entscheidung die Risiken ausschließt oder minimiert. Es ist gut sich zu sorgen, wenn es um das eigene Geld geht! Wer bei seinem Girokonto dafür sorgt, dass das Konto ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bekommt und dafür ein kostenloses Girokonto bei einer Direktbank eröffnet, der macht was richtig. Wer seinen Notgroschen in Tagesgeld anlegt und dabei regelmäßig auf den Spitzenanbieter setzt, der macht was richtig. Wer beim Wertpapierhandel auf Gebühren achtet, der macht etwas richtig! Das gilt für die Geldanlage und für alles, was Geld kostet. Es macht Sinn sich zu Sorgen!

Was sich durch die Digitalisierung wirklich ändert, sind die Akteure, die miteinander eine Geschäftsbeziehung eingehen können. Da eröffnen die FinTechs, weil sie die Technologie besser oder früher beherrschen als die Banken, Möglichkeiten einer direkten Interaktion zwischen Akteuren, die sonst als Vermittler immer die Banken brauchten. Den neuen Spielern auf dem Markt wird oft zugeschrieben, dass sie die Nutzer besser oder überhaupt erst im Blick haben, während die traditionellen Anbieter ihr Geschäftsmodell eher starr und ohne Willen zum Wandel am Laufen halten. Aber auch die FinTechs sind, wie die Banken auch, letztendlich Unternehmen, die eine Dienstleistung anbieten und daran verdienen möchten.

Am Ende sorgt sich der Banker um seinen Job. Der Verbraucher sorgt sich, sowohl wenn er Geld leiht, aber auch wenn er jetzt, ganz ohne Bank, Geld verleiht. Danke, digitale Transformation!

Bildquelle:

© Marina Ignatova – Fotolia.com; © Ivelin Radkov – Fotolia.com; © TuTheLens -Fotolia.com

 

Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Festgeld, Kredit, Kreditkarte, Tagesgeld

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