Bulle & Bär – Börsenjargon einfach erklärt

Bulle und Bär als Symbol für Gewinn und VerlustWenn von der Entwicklung an der Börse gesprochen wird, fallen häufig die Ausdrücke Bulle oder Bär. Auch von diesen Begriffen abgeleitete Wortbildungen wie Bullen- oder Bärenmarkt, Bullen- oder Bärenfalle oder bullish oder bearish sind fester Bestandteil des Börsenjargons. Doch nicht nur sprachlich gehören der Bulle und der Bär zur Börse wie der Tag und die Nacht zum Tagesablauf; auch optisch präsentiert sich das oft zitierte Tierpaar in Form von lebensgroßen Bronzefiguren vor der größten deutschen Börse, dem historischen Börsengebäude in Frankfurt am Main.

Wie bedeuten die vorgenannten Börsenbegriffe, und wie fanden der Bulle und der Bär ihren Weg in die Finanzsprache?

Die Bedeutung der Begriffe

Informationen aus dem NetzAnders als die Historie über den Einzug der Tiere in den Sprachjargon der Börsianer ist die Bedeutung der Begriffe eindeutig zu erklären: Der Bulle symbolisiert steigende, der Bär fallende Kurse, ein Bullenmarkt demnach längerfristig steigende, ein Bärenmarkt über einen längeren Zeitraum fallende Kurse. Doch das ist nicht alles, die Begriffe bezeichnen zugleich auch die Stimmung an der Börse, also die Zukunftserwartung. Zudem drücken während eines Bullenmarktes negative Nachrichten oft weniger stark auf die Aktienkurse als während eines Bärenmarktes – und umgekehrt. Übersetzen lassen sich die nur in Deutschland, in Italien und im englisch sprechenden Sprachraum verwendeten Begriffe mit den in Frankreich geläufigen Ausdrücken Baisse (für Bärenmarkt) und Hausse (für Bullenmarkt). In die Bullenfalle tappt, wer auf falsche Prognosen auf steigende Kurse, in die Bärenfalle, wer auf falsche Prognosen auf sinkende Kurse setzt.

Als Auslöser für einen Bullen- oder Bärenmarkt respektive eine Hausse oder Baisse können unterschiedlichste Faktoren genannt werden. Oft sind es veränderte Konjunkturdaten; auch Zinsentscheidungen der Zentralbanken, Spekulationen oder positive oder negative Überraschungen können einen Bullen oder Bärenmarkt auslösen, ins Gegenteil verkehren oder beflügeln.

Die Historie

eine Baumscheibe Als Erklärung für den Einzug der zoologischen Begriffe in den Börsenjargon lassen sich unterschiedliche Legenden finden. Eine diese Legenden geht auf den Krimkrieg im 19. Jahrhundert zurück. Seinerzeit führte ein Sir John Bull die siegreichen englischen Truppen gegen die Russen, die ihr Nationaltier, den Bären, in ihrem Wappen führten. „Run with the Bull“ hieß demnach: auf der Siegerseite stehen. So lässt sich der Ausdruck Bulle für Optimisten und abgeleitet für steigende, die Bezeichnung Bär für Pessimisten und sinkende Kurse herleiten.

Eine andere Legende geht zurück ins 17. Jahrhundert. Schon damals waren Risiko-Termingeschäfte bekannt. Spekulanten verkauften auf Termin noch nicht in ihrem Besitz befindliche Aktien in der Hoffnung, sie zum Termin billiger eindecken und die Differenz als Gewinn einstecken zu können. Durch solche Geschäfte wurde im übertragenen Sinn übersetzt das Fell des Bären in Erwartung fallender Kurse erkauft, bevor der Bär erlegt war. Auch in diesem Zusammenhang könnte der Bär zum Synonym für sinkende Kurse geworden sein.

Noch weiter zurück in die Vergangenheit geht eine dritte Erklärung. Danach soll im 16. Jahrhundert ein britischer Literat zu Gast in der Amsterdamer Börse gewesen sein. Der Legende nach soll ihn das Verhalten der Börsianer an eine besondere, damals in Südamerika zu findende Stierkampfvariante erinnert haben, in der Bullen gegen Bären kämpften. Ähnliche Schaukämpfe sollen im Übrigen im 17. Jahrhundert als Volksbelustigung auch nahe der Londoner Börse stattgefunden haben.

Fazit mit kleiner Eselsbrücke

Welche dieser Geschichten tatsächlich steigende Kurse mit dem Bullen, fallende mit dem Bären verbunden hat, ist nicht mehr zu eruieren. Doch eine Eselsbrücke hilft, die Begriffe richtig zuzuordnen und eignet sich gleichzeitig als vierte Erklärung: Der Bulle schleudert im Kampf mit seinen Hörnern nach oben, während der Bär mit seinen Tatzen nach unten schlägt. Damit ist der Bulle Sinnbild für steigende Kurse und der Bär der Pleitegeier der Börse geworden. Oder, in Anlehnung an das französische Wort Baisse für sinkende Kurse: der Bär baisst.

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Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Depot

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