Warum Verbraucher vermeintliche Schnäppchenzinsen meiden sollten
Die Folgen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sind auch aktuell noch spürbar. Sparer ärgern sich über sinkende Zinsen und Renditen. Kreditnehmer freuen sich dagegen über die historisch niedrigen Zinsen. Darlehen sind sehr günstig und Einzelhändler werben mit sogenannten Minizinskrediten. Auf diese Weise wird fast jeder Artikel für Verbraucher erschwinglich. Die attraktiven Finanzierungsangebote von Einzelhändlern sollten jedoch mit Vorsicht in Anspruch genommen werden.
Aus dem sehr günstigen Minizinskredit entwickelt sich für viele Kreditnehmer nämlich eine Spirale, die zu finanziellen Engpässen und hohen Folgekosten führt. Welche Gefahren lauern, wird nachfolgend ausführlich erläutert.
Niedrige Zinsen und attraktive Kreditangebote locken die Verbraucher
Die niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass Banken, Finanzdienstleistungsunternehmen und auch Einzelhändler attraktive Kreditangebote haben. Gerade die Verbraucher, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um bestimmte Anschaffungen aus eigener Tasche zu finanzieren, werden auf diese Weise zum Kauf verleitet. So ist es nicht unüblich, dass Einzelhändler ihren Kunden Finanzierungsangebote mit sehr niedrigen Zinssätzen und einer kleinen monatlichen Rate machen. Diese Minizinskredite sind sehr attraktiv. So kann beispielsweise ein Fernseher, der 600,00 EUR kostet, bequem über einen solchen Minizinskredit finanziert werden. Die Zins- und Tilgungsbelastung kann ohne Probleme über das monatliche Girokonto finanziert werden. Der Fernseher wird also über mehrere Monate kaum spürbar und zu sehr geringen Kosten finanziert. Auch andere Artikel werden auf diese Weise von Einzelhändlern angeboten. Viele Verbraucher nehmen diese Angebote in Anspruch und finanzieren diverse Artikel. Kunden, die mehrere Minizinskredite aufnehmen, bekommen allerdings schnell finanzielle Probleme. Eine Vielzahl dieser Kredite führt nämlich zu einer sehr hohen monatlichen Belastung. Außerdem wird auch die Schufa negativ beeinflusst.
Finanzielle Belastung steigt durch die Aufnahme von Minizinskrediten
Die auf den ersten Blick sehr attraktiven Minizinskredite haben entscheidende Nachteile. Sie führen dazu, dass Verbraucher eine immer höhere monatliche Belastung tragen müssen. Ein einzelner Minizinskredit mit einer monatlichen Rate von 50,00 EUR ist unproblematisch. Werden allerdings beispielsweise fünf oder mehr Kredite mit einer Rate von 50,00 EUR aufgenommen, steigt die monatliche Belastung bereits auf 250,00 EUR oder mehr. Kreditnehmer zahlen plötzlich sehr viele kleine Kredite zurück und haben keinen Überblick mehr darüber, wann welcher Kredit abgezahlt ist. Außerdem übersteigen nach einiger Zeit die monatlichen Belastungen die zur Verfügung stehenden Einkünfte. Mit der monatlich steigenden Belastung einhergehend sinkt natürlich auch der finanzielle Spielraum. Wichtige Anschaffungen oder Reparaturen können nicht mehr durch die monatlichen Einkünfte finanziert werden.
Die Folge ist, dass der Dispositionskredit in Anspruch genommen werden muss. Dies ist der Anfang der Schuldenspirale. Verbraucher sollten in einer solchen Situation schnell handeln und alle bestehenden Kredite in einen größeren Kredit mit einer angemessenen Kreditrate umschulden. Auf diese Weise kann der Weg aus der Schuldenspirale schnell und günstig gelingen. Durch die Inanspruchnahme des Dispositionskredites steigt nämlich auch die Zinsbelastung deutlich an. Das anfangs sehr günstige Minizinskreditangebot wird dann nachhaltig sehr teuer.
Ein weiterer Nachteil der Minizinskredite betrifft die Schufa. In der Regel wird jede Kreditaufnahme an die Schufa gemeldet. Mit jeder Kreditaufnahme verändert sich dabei der Schufa-Score. Dabei handelt es sich um eine Kennziffer, mit der die Bonität eines Kunden bewertet wird. Die Aufnahme vieler Kleinkredite hat zur Folge, dass der Schufa-Score zunehmend sinkt. Für spätere Finanzierungen kann das zur Folge haben, dass eine Kreditanfrage abgelehnt wird. Außerdem wird der Schufa-Score auch dann negativ beeinflusst, wenn nur ein einziger Minizinskredit nicht ordnungsgemäß zurückgezahlt werden kann.
Die vorgenannten Aspekte verdeutlichen, dass sich die Kleinkredite nur dann lohnen, wenn sie gelegentlich in Anspruch genommen werden. Verbraucher, die sehr viele Anschaffungen über die Kleinkredite finanzieren, werden langfristig große finanzielle Probleme bekommen. Diese Probleme treten vor allem Jahre später auf, wenn ein benötigter Kredit wegen der schlechten Schufa abgelehnt wird. Viele Kunden mussten in den letzten Jahren sogar in die Privatinsolvenz gehen, weil sie die zahlreichen Kreditraten nicht mehr zurückzahlen konnten. Von den Mikrokrediten geht also eine große Gefahr aus. Die Einzelhändler, die diese Kredite anbieten, verfolgen nämlich ausschließlich das Ziel, den eigenen Absatz zu steigern. Ein Kleinkredit lohnt sich nur dann, wenn er relativ schnell mit einer Einmalzahlung zurückgezahlt werden kann.
Teure Kreditversicherungen machen Minizinskredite unattraktiv
Die Gefahr, die von den Minizinskrediten ausgeht, wird von vielen Verbrauchern unterschätzt. Hinzu kommt, dass Einzelhändler häufig noch auf den Abschluss von Kreditversicherungen drängen, wenn Verbraucher Minizinskredite aufnehmen möchten. Diese Kreditversicherungen sind sehr teuer und erhöhen den Kreditbetrag deutlich. Sie sind in den meisten Fällen außerdem nicht erforderlich. Kreditversicherungen sind nur dann sinnvoll, wenn ein größerer Kredit über mehrere Jahre zurückgezahlt werden muss. Werden die Kosten für eine Kreditversicherung in den Zinssatz für den Minizinskredit eingerechnet, ergibt sich häufig eine überdurchschnittliche Effektivverzinsung. Der ursprünglich günstige Kredit ist somit im Endeffekt sehr teuer.
Bildquelle:
© Schlierner – Fotolia.com; © fotomek – Fotolia.com; © Pixel-Fotolia.com