Gesetzlich geregelt
Risikoklassen bei Wertpapiergeschäften
Alle Wertpapiere sind mit einem gewissen Risiko behaftet. Die Einstufung 16in bestimmte Risikoklassen bietet Interessenten eine erste Orientierungshilfe, ob ein Investment sicher oder riskant ist. Anleger bewegen sich stets im Dreieck zwischen Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit, was sich in den fünf unterschiedlichen Risikoklassen widerspiegelt.
Gesetzlich geregelt: die Wahl einer Risikoklasse
Ob über einen Online-Broker oder vor Ort in der Bankfiliale, wer ein Depot eröffnen möchte, unterliegt der zwingenden gesetzlichen Bestimmung, zuvor eine Risikoklasse zu wählen und damit seine persönliche Risikobereitschaft offenzulegen. Laut § 34 des Wertpapierhandelsgesetzes sind bisherige Erfahrungen mit Investments in Wertpapiere der Bank zu erläutern. Diese unterliegt bei der Anlageberatung der Verpflichtung, sich ein umfassendes Bild von den Kenntnissen, dem finanziellen Hintergrund und der objektiven Risikotragfähigkeit des Kunden zu machen. Damit soll unter anderem ausgeschlossen werden, dass sich ein Anleger aufgrund mangelnder Erfahrung in ruinöse Investments verstrickt. Anhand der Angaben des Kunden nimmt der Berater sodann eine Einstufung in eine Risikoklasse vor. Dieser Zuordnung kann der Anleger zustimmen, er ist jedoch stets frei in der Wahl der Klasse.
Merkmal jeder Anlageberatung: Fragebogen zur Risikobereitschaft
Ihre Verpflichtung zur Überprüfung der individuellen Risikoneigung eines Anlegers erfüllen die Banken, indem sie gleich zu Beginn der Anlageberatung einen Fragebogen überreichen, den es auszufüllen gilt. Erst nach Beantwortung der Fragen darf ein Wertpapiergeschäft abgewickelt werden. Dies befreit den Anlageberater jedoch nicht von der Pflicht, die Risikotragfähigkeit eines Kunden zu beurteilen. Welcher Risikoklasse ein Interessent letztlich zugeordnet wird, hat maßgeblichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Produkte, die ein Depot enthält, denn die Bank darf einem Anleger keine Produkte empfehlen, die zu einer höheren Risikoklasse gehören. Soll ein solches Investment dennoch erfolgen, muss der Kunde schriftlich bestätigen, dass es sich hierbei um seinen eigenen Wunsch handelt. Zu den typischen Inhalten der Fragen gehören beispielsweise diese:
- Dürfen keinesfalls Verluste entstehen?
- Geht es in erster Linie um den Substanzerhalt und gesicherte Erträge bei Akzeptanz kleinerer Verlustrisiken?
- Sind hohe Renditen erwünscht, für die höhere Verlustrisiken in Kauf genommen werden?
Die fünf Risikoklassen
In der Regel stehen fünf verschiedene Klassen zur Auswahl, manche Online-Broker erweitern die Anlagekategorien jedoch und differenzieren in sechs Klassen. Die Bandbreite der Kategorisierung reicht von sicher über chancenreich bis hin zu höchst spekulativ. So eignen sich beispielsweise Produkte der Risikoklasse fünf nur für ausgesprochen Risikofreudige, die ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals nicht in den Ruin treiben würde. Letztlich obliegt es aber dem Kunden selbst, der Empfehlung des Anlageberaters zu folgen oder eine andere Entscheidung zu fällen. Zu jeder Risikoklasse zählen bestimmte Produkte und definierte Anlageziele, wobei eine höhere Klasse die Produkte der darunter liegenden Klassen immer ebenfalls enthält:
Risikoklasse 1: defensiv
Produkte: Spareinlagen, Tagesgeld, Termingelder, Festgeld, europäische Geldmarktfonds
Anlageziel: sicherer und langfristiger Vermögensaufbau: Verzinsung auf Geldmarktniveau
Risikoklasse 2: konservativ
Produkte: festverzinsliche Wertpapiere, geldmarktnahe Fonds, Anleihen mit guter Bonität, deutsche Rentenpapiere, offene Immobilienfonds
Anlageziel: risikobewusster und langfristiger Vermögensaufbau: Ertragserwartung über dem Geldmarktzinsniveau
Risikoklasse 3: gewinnorientiert
Produkte: Euro-Auslandsanleihen, DAX-Werte (Aktien), Wertpapierfonds, Genussscheine, Fremdwährungsanleihen Europa und USA, gemischte Fonds
Anlageziel: wachstumsorientierter Kapitalaufbau: Einbeziehung von Kurs- und Kapitalrisiken aufgrund möglicher Kursverluste oder Währungsschwankungen
Risikoklasse 4: spekulativ
Produkte: außereuropäische Aktien und Aktienfonds, Zertifikate, Währungsanleihen mittlerer Bonität
Anlageziel: spekulativer Vermögensaufbau: Nutzung diverser Instrumente mit Hebelwirkung zwecks überdurchschnittlicher Partizipation an Marktbewegungen
Risikoklasse 5: sehr spekulativ
Produkte: Optionen, Optionsscheine, Futures, internationale Aktiennebenwerte
Anlageziel: Hochriskanter Vermögensaufbau: Erwirtschaftung äußerst hoher Renditen bei zugleich extrem hohem Verlustrisiko
Wechsel der Risikoklasse
Wer in ein Produkt investieren möchte, dass zu einer höheren als der ursprünglich gewählten Risikoklasse gehört, kann einen Wechsel vollziehen. Im Normalfall muss sich der Anleger dazu lediglich in Schriftform an seine Bank wenden und bestätigen, dass die neue Risikoklasse nicht zu seinem ermittelten Anlegerprofil passt. Somit trägt der Kunde die volle Verantwortung für seine Entscheidung und entlastet das Geldinstitut dadurch bei eventuellen Verlusten. In der Regel lässt sich ein Wechsel innerhalb weniger Tage realisieren.
Vorsicht bei verlockend hohen Renditen
Als Faustformel gilt, dass mit der steigenden Chance auf höhere Renditen eines Investments immer auch das größere Risiko eines Kapitalverlustes einhergeht. So lässt sich mit einer Investition in eine sichere Anlage wie etwa einen Geldmarktfond naturgemäß keine Rendite im zweistelligen Prozentbereich erzielen, hier besteht allerdings auch kein Kapitalverlustrisiko. Hochspekulative Produkte wie Optionen oder Futures gehen dagegen häufig mit Aussichten auf Renditen im Bereich von mehreren hundert Prozent einher. Dies kann unerfahrene Anleger schnell zum Leichtsinn verführen, wenn das immer mitschwingende Risiko eines Totalverlustes des eingesetzten Kapitals ausgeblendet wird.
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