Daten & Fakten 
Ergebnisse aus dem SchuldnerAtlas 2015

geld_deutschlandDer SchuldnerAtlas Deutschland analysiert regelmäßig die Ursachen und Auswirkungen der Überschuldung von Verbrauchern. Auch im Jahr 2015 hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform diese Studie wieder aufgelegt. Im Fokus stehen die Hauptauslöser für Überschuldung, der Zusammenhang zwischen Konjunktur und Überschuldung und Armutsüberschuldung im Alter.

Auch in diesem Jahr müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die Zahl der Überschuldungsfälle gestiegen ist. Es sind 44.000 neue Fälle zu verzeichnen. Dabei waren die Prognosen sogar noch schlechter. Der Grund für die geringere Steigerung der Schuldnerquote liegt an der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Die Studie spricht von  „Überschuldung“ wenn eine Privatperson mit hoher Wahrscheinlichkeit ihren Zahlungsverpflichtungen über einen längeren Zeitraum nicht nachkommen kann und sieweder über Kreditmöglichkeiten noch über ausreichend Vermögen verfügt, um den aktuellen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Die wirtschaftliche Lage der meisten Deutschen ist besser denn je, die Arbeitslosigkeit liegt auf dem niedrigsten Niveau seit fast 25 Jahren. Die Zahl so genannter „Normalarbeitsverhältnisse“ nahm im Jahresverlauf weiter zu. Und auch Löhne und Tarifverdienste stiegen überdurchschnittlich.Creditreform

Die Lösung ist nicht immer offensichtlichDie größte Überraschung erleben Leser, die den SchuldnerAtlas das erste Mal zu Gesicht bekommen. Denn die Hauptgründe für eine finanzielle Schieflage entsprechen dem allgemeinen Volksglauben überhaupt nicht. Machen Sie doch mal den Test und fragen eine Kollegin oder einen Kollegen. Die meisten werden wohl antworten, dass übersteigerter Konsum und mangelnde Sorgfalt beim Umgang mit Geld der Grund für finanzielle Sorgen ist. Die wirklichen Zahlen zeichnen allerdings ein anderes Bild und zeigen, dass lediglich in 11 % der Fälle eine unwirtschaftliche Haushaltsführung der Grund der Schwierigkeiten war. Die größten Gefahren in finanzielle Schwierigkeiten zu gelangen, sind Faktoren geschuldet, auf die wir eigentlich keinen Einfluss haben. Arbeitslosigkeit, Scheidung und Trennung, Krankheit, Unfall und Sucht.

Die Liste zeigt die häufigsten Gründe für eine Überschuldung.

Die Prozentangaben beziehen sich auf das Jahr 2015.

  • Arbeitslosigkeit – 17,9 %
  • Scheidung und Trennung – 12,2 %
  • Krankheit, Unfall und Sucht– 12,4 %
  • unwirtschaftliche Haushaltsführung – 11,5 %
  • gescheiterte Selbstständigkeit – 7,9 %

Im Jahr 2015 gibt es Deutschland 6,72 Mio. Schuldner und im Schnitt hat der Schuldner einen Betrag von rund 34.000,- Euro abzutragen.

Das erwartete Gesamtschuldenvolumen liegt 2015 bei etwa 228 Milliarden EuroCreditreform

Der Haushaltsplan schafft Überblick!Auch wenn die Überschuldung oft Faktoren geschuldet ist, die nicht mit einer unwirtschaftlichen Haushaltsführung in Zusammenhang stehen, sind eine solide Planung und Kontrolle der eigenen Ausgaben und eine langfristige Finanzplanung sehr empfehlenswert. Wer Schulden hat, zahlt Zinsen. Wer Geld borgt, um seinen Konsum zu finanzieren, hat dafür höhere Kosten als jemand, der für den Konsum gespart hat. Wer dauerhaft im Dispo steckt zahlt dafür beträchtliche Zinsen. Dann ist zum Beispiel ein Ratenkredit oft viel günstiger. Sparpotenziale kann aber nur der Verbraucher nutzen, der sich informiert und sich kümmert. Das gilt für die Stromkosten, für die Gasrechnung, für Mobilfunkverträge, für Versicherungen und auch für Kredite. Die Kosten zu senken ist wichtiger Baustein aller Bemühungen, wenn es darum geht, Geld zu sparen. Auf einige Dienste und Gegenstände kann niemand verzichten. Nicht immer das neuste Smartphone zu besitzen, ist aber eine Strategie, die langfristig Geld spart!  Das ist zumindest ein Ergebnis der Studie:

Konsumverzicht ist in diesem Kontext ein schnell wirksames Instrument zum Abbau bestehender Schulden und Verbindlichkeitensowie zur generellen Überschuldungsvermeidung.Creditreform

Die Macher der Studie gehen davon aus, dass wir trotz positiver Wirtschaftsdaten, wie etwa der sinkenden Arbeitslosigkeit in Deutschland, mittelfristig trotzdem mit zunehmenden Schuldnerzahlen zu rechnen haben.

Wer aktuell nach einem Kredit sucht, findet dafür sehr niedrige Zinsen. Das ist der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank geschuldet. Die Referenzzinssätze verharren seit Langem auf niedrigstem Niveau und das drückt die Zinsen. Während Sparer kaum noch ein Angebot finden, das den Kaufkraftverlust durch die Inflation ausgleicht, haben es die Kreditnehmer sehr einfach einen günstigen Zinssatz zu ergattern. Das macht einen Kredit natürlich günstig. Wer die Möglichkeit hat, Kredite umzuschulden, sollte das günstige Zinsniveau für sich nutzen.

Die nächste GeldspritzeNoch besser wirkt sich die Geldflut für den deutschen Finanzminister aus. Die Schlagzeile: „Schäuble verschuldet sich – und kassiert Millionen“ macht das deutlich. Anleger, die aktuell Bundesanleihen kaufen und somit dem Staat Geld leihen, bekommen in der jetzigen Situation keine Zinsen, sondern müssen dafür zahlen. Der Staat konsumiert sich reich! Das ist eine Vorstellung, die dem Otto-Normalverbraucher sicherlich auch gefallen würde. Man geht in den Technikmarkt, sucht sich einen neuen Fernseher aus, den man sich sonst nie leisten könnte, dazu noch ein paar andere Kleinigkeiten und je mehr der Verbraucher in den Einkaufswagen packt, desto mehr Geld bekommt er anschließend an der Kasse ausbezahlt. Das sich die Bürger da wundern oder zum Teil auch verschaukelt fühlen, ist kaum verwunderlich. Wer eine Antwort auf die Frage sucht, warum irgendjemand dem Staat Geld zahlt, damit er ihm Geld leihen darf, findet vielleicht in diesem Artikel der FAZ eine Antwort.

Für den Verbraucher ist das aber definitiv kein Weg, der sich nachzuahmen lohnt. Aber die eigene Finanzplanung auf solide Füsse zu stellen  – und das auch langfristig  – ist definitiv empfehlenswert. Die Studie wirft nämlich auch einen Blick auf die Armutsüberschuldung im Alter. Es ist zu befürchten, dass die Renten in Zukunft  – trotz staatlicher Förderung  –  bei Vielen kaum zum Leben ausreichen werden. Aus Altersarmut wird dann schnell eine Überschuldung. Für die jüngeren Leser sollte das ein Ansporn sein, sich mit der eigenen Rente und mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen.

verstanden!Wie die Jahre zuvor  haben wir einige Punkte aus dem Schuldneratlas herausgegriffen und vorgestellt. Die Studie hat aber noch zahlreiche interessante Daten und Illustrationen zu bieten. Wer den SchuldnerAtlas 2015 im Original lesen möchte, findet das entsprechende PDF auf der Seite von Creditreform zum Herunterladen.

Bildquelle:

©  Hayati Kayhan – Fotolia.com und © Strauss H. Fotolia.com; ©  stockWERK – Fotolia.com; © Jeanette Dietl – Fotolia.com; © ViennaFrame – Fotolia.com; © lassedesignen – Fotolia.com

Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Girokonto, Kredit

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert