Begriffserklärung 
Was Kreditnehmer über den Sollzinssatz wissen sollten

Jetzt wissen Sie wie das geht!Wer sich für einen Kredit interessiert, stolpert über einige Begriffe, die nicht gerade selbsterklärend sind. Wenn es um das eigene Geld und um mögliche Kosten geht, ist das natürlich kein befriedigender Zustand. Dieser Artikel versorgt unsere Leser mit dem nötigen Wissen zum Begriff: "Sollzinssatz", über den jeder zwangsläufig stolpert, wenn es um den Abschluss eines Ratenkredits geht.

Sollzinssatz und effektiver Jahreszins was kostet der Ratenkredit?

Der Gesetzgeber verlangt von den Banken, dass sie den Sollzinssatz deutlich ausweisen müssen, wenn sie für einen Ratenkredit Werbung machen. Das regelt der § 6a  der Preisangabenverordnung. Wer sich als Werbetreibender nicht daran hält, kann mächtig Ärger bekommen. Außerdem ist anzugeben, ob der Sollzinssatz gebunden oder veränderlich ist, oder wie lange eine Zinsbindung vorgesehen ist. Offensichtlich gibt es nichts Eindeutigeres als Gesetzestexte. Das gilt aber wohl nur für Juristen und deshalb Bedarf es eines langjährigen Studiums, damit aus dem Amtsdeutsch wieder ein verständlicher Satz gebildet werden kann.

Der Sollzinssatz – eine kurze Erklärung

Der Sollzinssatz weist die reine Darlehensverzinsung aus und beinhaltet keine weiteren Kosten, die der Kreditnehmer ebenfalls zu begleichen hat. Diese werden als Kreditnebenkosten bezeichnet. Die Gesamtkosten eines Kredits werden durch die Angaben zum effektiven Jahreszins abgebildet.

Der Sollzinssatz – Der Gesetzgeber hat ein Auge drauf

paragrafFür den Vergleich von Kreditangeboten ist der Sollzinssatz eher nicht geeignet, denn er spiegelt ja nicht die Kosten wieder, die der Kunde letztendlich aufzubringen hat. Das ist umso gravierender, je unterschiedlicher die beiden Zinssätze am Schluss ausfallen.

Weil einige Banken in der Werbung zu früheren Zeiten gerne den günstigeren Sollzins in den Vordergrund gestellt haben und die wirklichen Kosten für den Verbraucher eher schlecht zu finden waren, hat der Gesetzgeber sich genötigt gesehen, die Werbung für Kredite zu regulieren. Deshalb muss heute der effektive Jahreszins genau so deutlich dargestellt werden, wie der Sollzinssatz.

Wer sich die Mühe macht und nach den Werbevideos der Banken für Kredite sucht oder im Fernsehen darauf achtet, wird feststellen, dass die Banken heute eigentlich in der Werbung auf eine Hervorhebung des Sollzinssatzes verzichten und gleich den effektiven Jahreszins ausweisen.Beispiel für die Kreditwerbung im TV

Aber nicht nur die Werbung mit dem Sollzinssatz wurde in der Vergangenheit durch den Gesetzgeber reguliert. Zuletzt stellte ein Gericht im Jahr 2014 fest, dass Kosten, die Banken auf den Sollzins aufschlagen dürfen nur dann gerechtfertigt sind, wenn damit Kosten abgedeckt werden, die der Bank durch die Bereitstellung des Kredits entstehen. In diesem Fall ging es um eine Bearbeitungsgebühr, die die Banken ihren Kunden in Rechnung gestellt haben. Das Gericht befand, dass Kosten für die Bearbeitung der Bonitätsprüfung im eigenen Interesse der Bank liegen. Deshalb macht es nach der Auffassung des Gerichts keinen Sinn, dass der Verbraucher für diese Kosten aufkommen soll. Verbraucher konnten sich deshalb die zu unrecht erhobene Bearbeitungsgebühr zurückfordern.

Die Kosten, die erhoben werden dürfen, sind in der Preisangabenverordnung (PAngV) genau beschrieben. Der § 6 regelt die Verfahrensweise für VerbraucherdarlehenBei Verbraucherkrediten sind das in erster Linie Kosten für die Eröffnung und Führung des Kreditkontos.

Beispiele für den die Spanne zwischen Sollzinssatz und effektivem Jahreszins

Wir nehmen das Produkt unter die LupeNehmen wir ein aktuelles Beispiel aus dem März 2016. Hier finden wir einen Ratenkredit zum Festzins, den jeder Verbraucher bei ausreichender Bonität zu einem effektiven Jahreszins von 3,89% gerechnet auf das Jahr erhält. Der Sollzinssatz liegt bei 3,82%. Das sind nur 7 Basispunkte Unterschied. Bei einem Kredit mit dem Nettodarlehensbetrag von 10.000,- Euro und einer Laufzeit von 36 Monaten machen die Kreditnebenkosten 10,80 Euro für die gesamte Kreditlaufzeit aus. Umgerechnet auf den Monat sind das 30 Cent, die der Kreditnehmer hier an Nebenkosten zu entrichten hat.

Gebundener Sollzinssatz vs. flexibler Sollzinssatz

Der Gesetzgeber fordert von den Kreditinstituten außerdem, dass sie deutlich hervorheben, ob es sich um einen gebundenen oder einen flexiblen Zinssatz handelt.

Der gebundene Sollzinssatz

Bei den Ratenkrediten sind die Zinsen immer gebunden. Das bedeutet, dass die Bank die Zinsen während der Zeit der Rückzahlung nicht ändern darf. Die Bank vereinbart mit dem Kunden im Kreditvertrag einen unveränderlichen Zinssatz und feste monatliche Raten. Das gibt dem Kreditnehmer Planungssicherheit.

Der flexible Sollzinssatz

Wie stehen die Zinsen aktuell?Einen flexiblen Sollzinssatz begegnen Verbraucher beispielsweise bei einem Dispositionskredit. Ein Blick in das Preis- und Leistungsverzeichnis offenbart, das diese Zinssätze immer mit dem Zusatz: „variabel“ gekennzeichnet sind. Das bedeutet, dass die Bank den Zinssatz jederzeit an Veränderungen auf dem Markt anpassen darf. Das birgt für den Verbraucher das Risiko, dass die Kosten für den schnellen und unkomplizierten Kredit, denn genau das ist der Dispositionskredit, steigen können. Deshalb sollte ein Dispositionskredit immer nur kurzfristig zur Überbrückung finanzieller Engpässe verwendet werden. Wer dauerhaft ins Minus rutscht, sollte besser auf einen Ratenkredit umschulden. Nicht zuletzt, weil die Zinsen von Ratenkrediten deutlich niedriger sind.

Auch bei Rahmenkrediten oder Abrufkrediten, die ähnlich wie der Dispositionskredit funktionieren, aber nicht an das Girokonto der Hausbank gebunden sind, gibt es einen flexiblen Sollzins und damit die Möglichkeit, dass die Kosten im Rahmen einer Zinserhöhung steigen. Variable Zinsen finden wir ebenfalls bei Kreditkarten mit einer Teilzahlungsfunktion.

Zinsbindung

In Deutschland ist bei der Immobilienfinanzierung eine Zinsbindung von fünf, zehn oder fünfzehn Jahren üblich. Während dieser Zeit hat der Kreditnehmer die Sicherheit, dass die Zinsen sich nicht ändern. Je länger die Zinsbindung festgeschrieben wird, desto höher ist dann aber auch der Zinssatz, den ein Immobilienbesitzer gewährt bekommt. Nach Ablauf der Zinsbindung können die Zinsen neu verhandelt werden oder der Kreditnehmer schaut sich nach einem neuen und günstigeren Anbieter um.

Bildquelle:

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Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Girokonto, Kredit, Kreditkarte

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