Euro Overnight Index Average 
Der EONIA-Zinssatz und seine Aussagekraft für Tagesgeldzinsen

Der Eonia Zinssatz hat Einfluss auf das TagesgeldVereinfacht gesagt ist der EONIA der Zinssatz, zu dem sich die Banken untereinander über Nacht Geld in Euro leihen. Er steht somit für einen Tagesgeld-Referenzzinssatz innerhalb des Euroraums. In die Berechnung gehen die Umsätze die einzelnen Banken ein.

Tagesgeld-Vergleichsrechner


Ein Index für europäische Bankgeschäfte

Der EONIA – der Euro Overnight Index Average – ist der durchschnittliche Zins, zu dem eine Bank an eine andere über Nacht Geld verleiht. Der Zins wird an jedem Banktag aus den Angaben der Banken neu berechnet. Maßgeblich sind dabei das geforderte Volumen der entleihenden Bank und der geforderte Zins der ausleihenden Bank. Die 15 höchsten und tiefsten Zinssätze der Banken werden in der Berechnung nicht berücksichtigt. Damit entspricht der EONIA einem gewichteten durchschnittlichen Zinssatz, der gleichbedeutend ist mit einem Index. Abhängig davon, ob man den Zins aus der Sicht der verleihenden oder der ausleihenden Bank betrachtet, kann man ihn auch als Tagesgeld– oder als Kreditzins verstehen, denn letztlich sind Übernacht-Kreditgeschäfte der Banken untereinander nichts anderes als unbesicherte Kreditvergaben oder Tagesgeldanlagen. Der EONIA beschränkt sich auf den Eurowährungsraum, Geldgeschäfte in den USA oder in Asien werden somit nicht in die Berechnung einbezogen.

Der EONIA im Bankenalltag

Deutschherrnbrücke mit Skyline und Neubau der EZBDer Euro Overnight Index Average wird von der Europäischen Zentralbank festgelegt. Er wird aus den Daten der derzeit 57 beteiligten Geldhandelsbanken berechnet. Die 57 Banken teilen sich auf in 47 Institute in der Eurozone, in vier in anderen Euroländern und in sechs außerhalb des Euroraums. Die Zahl der Banken verändert sich, von Zeit zu Zeit kommen neue Institute hinzu. Erfasst werden alle Transaktionen des Bankarbeitstages, die bis 18.00 mitteleuropäischer Zeit (MEZ) durchgeführt wurden und bis 18.30 an die Europäische Zentralbank gemeldet sind. Außer an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen wird der EONIA jeden Abend in der Zeit von 18,45 Uhr und 19.00 Uhr von der Europäischen Zentralbank veröffentlicht. Der EONIA-Zins ist die Basis für die Berechnung von EONIA-Zertifikaten und von EONIA-Indexfonds. Verschiedene Geldanlagen richten ihre Rendite also am EONIA aus. Seit Juli 2008 ist über die Deutsche Finanzagentur beispielsweise eine tagesgeldähnliche Tagesanleihe für die Bundesrepublik Deutschland auf dem Markt erhältlich. Die Verzinsung dieser Tagesanleihe ist an den EONIA gebunden, sie ist direkt abhängig von der Entwicklung des Referenzzinses. Neben der Tagesanleihe des Bundes gibt es auch Geldmarktfonds, Indexfonds oder Zinszertifikate, die den europäischen Zins als Referenz nutzen.

Ausschlaggebend für Tagesgeldzinsen

Was bleibt? Geld unter der LupeFür private Anleger ist der Zins vor allem interessant, um die Entwicklung der Tagesgeldzinsen abzulesen. Zum einen reagiert der Zins direkt auf Zinsänderungen des Leitzinses der Europäischen Zentralbank. Zum anderen ist er auch beeinflusst von dem Verhalten der Banken untereinander. Verleihen sich die Kreditinstitute also in größerem Maße Geld, wird der EONIA ebenso wie der Tagesgeldzins davon unmittelbar beeinflusst. Angesichts der aktuell sehr niedrigen Tagesgeldzinsen könnten private Anleger schnell das Interesse an der Verfolgung der EONIA-Entwicklung verlieren. Letztlich erwartet man als Inhaber eines Tagesgeldkontos derzeit keine großen Sprünge bei den Renditen, Tagesgeldzinsen von unter einem Prozent sind durch die niedrigen Leitzinsen und weitere Referenzzinsen eher die Regel als die Ausnahme. Als Anleger könnte man sich also verleitet fühlen, der Entwicklung der Tagesgeldzinsen keine weitere Beachtung zu schenken. Interessant ist aber die Tendenz, die sich aus den Zinssätzen der letzten Monate ableiten lässt.

Tendenz zu sinkenden Zinsen

Mit uns haben sie vollen Durchblick bei den BankenDer Blick auf den EONIA zeigt in den letzten Monaten eine rückläufige Tendenz. Er ist in den vergangenen Wochen kontinuierlich gesunken, nur an wenigen Tagen war ein positiver Wert zu beobachten. Solange der Zinssatz im geringen positiven Bereich liegt, können sich die Banken untereinander zu niedrigen Kosten Geld ausleihen und mit geringen Renditen anlegen. Doch jetzt zeigt sich mehr und mehr ein negativer Zins. Das heißt vor allem für anlegende Banken, sie müssen mit einem Strafzins rechnen, wenn sie sich Geld untereinander ausleihen. Fraglich ist noch, wie sich dieser Trend auf die Tagesgeldzinsen und damit auf die Privatanleger auswirkt. Negative Zinsen entsprechen letztlich zusätzlichen Kosten oder Strafzinsen, die ein Kleinanleger dann für die Führung eines Tagesgeldkontos zahlen muss. Ob es so weit kommt oder ob die Bankinstitute lediglich untereinander negative Zinsen veranschlagen, muss die Zukunft zeigen. Die Entwicklung des EONIA sollte man als Anleger aber gerade vor dem Hintergrund negativer Zinsen von Zeit zu Zeit im Auge behalten, um nicht durch unerwartete Entwicklungen auf den Geldmärkten unangenehm überrascht zu werden.

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Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Tagesgeld

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