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FinTechs – erfrischende Ideen mit Mehrwert für den Verbraucher

fintechFinTechs drängen auf den Markt und machen den klassischen Finanzdienstleistern das Geschäft kaputt. Diese Perspektive haben viele Beobachter auf Gründer, die im Zuge der Digitalisierung mit ihren Dienstleistungen auf sich aufmerksam machen. Diese Perspektive muss der Verbraucher aber nicht einnehmen! Für ihn haben die FinTechs oft einen Mehrwert zu bieten!

Was sind Fintechs und welche Veränderung bringen sie mit sich?

Die Wortschöpfung FinTechs setzt sich aus den Begriffen „Finance“ und „Technologie“ zusammen. Die FinTechs sind Kinder des Internets und der Digitalisierung. Sie entwerfen Produkte, die gewöhnliche Bankleistungen blass aussehen lassen, die etwa den Geldbeutel durch das Handy ersetzen. Dabei sind die Anwendungen oft so einfach und selbsterklärend, dass sie jeder bedienen kann, der es schafft, auf Facebook den Like-Button zu klicken. Die einen sehen in ihnen so etwas wie die Jungen Wilden, die sich ihre Sporen noch verdienen müssen und bezweifeln, dass sie sich dauerhaft in diesem Geschäftsbereich etablieren können. Da gehört schließlich ein bisschen mehr dazu als eine IT-Affinität.

Ist das für die klassischen Banken gefährlich? Na, schauen wir doch mal:
Schade, dass sich die Öffnungszeiten unserer Filiale mit ihren Arbeitszeiten decken. Nehmen Sie doch einfach einen Urlaubstag oder bauen sie ein paar Überstunden ab, damit wir Ihnen unser super Produkt erklären können. Den Zeitaufwand, die Spritkosten und die Parkgebühren können Sie sicher verschmerzen. Dafür sind wir in der Beratung ganz groß! Sie wollen den Zinssatz für das Tagesgeld erfahren, dann machen sie doch einen Termin mit unserem Berater vor Ort. Den Zinssatz im Internet zu veröffentlichen ist uns ein wenig zu transparent aufwendig, sorry!

Jetzt fragen sich manche sicher, ob „Fintech“ jetzt ein neues Wort für die Direktbanken ist. Nein, die Direktbanken werden zur ersten Welle der Digitalisierung gezählt. Hier ging es vor allem darum, dass Netz als neuen Vertriebskanal und für die Kontenverwaltung zu nutzen. FinTechs greifen viel stärker in den Markt ein! Sie ermöglichen zum Beispiel Kredite von privat zu privat und das ganz ohne die Bank.

Der Unterschied wird definitiv wahrgenommen. Im Zusammenhang mit den Direktbanken wurde noch von der „Herausforderung für klassische Banken“ gesprochen. Jetzt spricht man allerdings eher von „grundlegender Transformation im Bankensektor“, Filialschließungen sind an der Tagesordnung und wir erleben gerade einen umfassenden Wandel.

Perspektivwechsel – die Verbrauchersicht

Das sind gute Nachrichten!Die andere Perspektive auf FinTechs ist, dass sie einfach nur zeitgemäß sind. Dass sie mithilfe der zur Verfügung stehenden Technologie Lösungen hervorbringen und anbieten, die den Verbrauchern nützen. Lösungen, die nicht mehr nur  Technik-Affine Nutzer ansprechen. Wenn der Nutzer seine Bedürfnisse mit den Produkten der FinTechs erfüllt bekommt, warum sollte er dann den Umweg in die Filiale auf sich nehmen oder auf den Dienst verzichten, weil die eigene Bank so was nicht bietet.

Hach, mir fällt doch ein Grund für den Filialbesuch ein! Das Vintage-Selfie am Überweisungsterminal!

Peer to Peer Kredite haben wir ja schon erwähnt, aber die FinTechs decken durchaus ein größeres Feld ab. Wer sich davon überzeugen möchte und dann auch auf dem laufenden bleiben will, dem sei die Seite PAYMENTANDBANKING.COM empfohlen. Der Autor, André M. Bajorat, listet eine ganze Reihe von diesen FinTechs auf. Eine lange Liste, und der arme User muss ganz schön viel scrollen, um alle einmal zu sehen. Selbst die Liste mit Überbegriffen, die der Autor  – zwecks Reduktion der Komplexität  – bietet, ist schon ganz schön lang: Payment, Bitcoins, (e) Commerce, ERP, Factoring, Spenden, Gastro / Kasse, Kredite / Factoring, Banking, Tools, PFM, API Banking (NEU), Anlegen, Online-Ident, p2p, Versicherung.

Wer sich die Liste genauer ansieht, merkt, dass einige Namen auf der Liste schon wieder durchgestrichen sind. Klar, nicht jeder Gründer schafft den Durchbruch und kann sich langfristig etablieren. Wer aber glaubt, dass es sich hier um eine Blase handelt, die in schönen Farben glitzert, aber bald platzt, der irrt!

Für den Verbraucher bedeutet die Vielfalt die Lösung zahlreicher Alltagsprobleme. Dienstleistungen werden einfacher oder billiger oder sie werden erst durch die FinTechs möglich.
Einfacher wird zum Beispiel die obligatorische Identifikation des Kunden bei dem Abschluss eines Finanzprodukts. Obligatorisch, weil die Banken durch das Geldwäschegesetz dazu verpflichtet sind. Jetzt gibt es das einfacher, weil die Direktbanken mit den smarten FinTechs kooperieren und Video-Ident anbieten.
Billiger wird zum Beispiel die Auslandüberweisung mit dem Dienstleister Azimo, Bei dem eine Auslandsüberweisung oft nicht mehr als einen Euro Gebühr kostet. Für Gastarbeiter, die hier arbeiten und mit ihrem Verdienst ihre Familien in der Heimat unterstützen, ist das eine prima Sache!
Innovativer, wie etwa Kreditplattformen wie lendico oder Auxmoney. Auf diesen Plattformen können wir uns untereinander Geld leihen. Ganz ohne Bank! Damit entsteht auch eine neue Möglichkeit, Geld zu investieren.  Cringle oder lendstar bereichern den Alltag der Verbraucher, indem sie es uns ermöglichen, einfach Geld für ein Geschenk von einem gemeinsamen Freund einzusammeln. Ohne Bargeld, ohne Zettel, die später niemand mehr findet.
Wie finden Sie eine Überweisung mit einem Foto? Wir können ein Bild vom Überweisungsträger machen und die Bank wird den Betrag ordnungsgemäß überweisen. Oder wie wäre es, wenn der Kontowechsel automatisch abläuft? Auch das gibt es schon. Oder wenn sich der Robo-Advisor um die Geldanlage kümmert? Klingt doch super!

Das Ende aller Banken?

Das Sparbuch ist nicht mehr zeitgemäßOh mein Gott, bedeutet das jetzt, dass alle Banken aussterben werden? Nein, es bedeutet aber, dass Finanzdienstleistungen in der Zukunft eher digital und mobil nachgefragt werden. Ganz sicher werden alle Teilnehmer am Markt diese deutliche Veränderung spüren. Jedenfalls sind die Direktbanken entlastet! Sie haben den klassischen Filialbanken nicht den Gar ausgemacht – das waren die FinTechs!

Eine lesenswerte Marktanalyse aus dem Jahr 2014 zu diesem Thema steht bei Hovarth & Partners zur Ansicht bereit. Die gehen noch nicht davon aus, dass die Banken gänzlich aussterben werden.

FinTechs bringen den Spaß zurück ins Bankgeschäft und lassen die traditionellen Anbieter wie bürokratische Dinosaurier aussehen.Horváth & Partners

Die mahnen die Banken zumindest, von den FinTechs zu lernen und genauso benutzerfreundlich und kundenorientiert zu werden. Wenn das so kommt, ist das für den Verbraucher eine gute Nachricht. Statt sich verdrängen zu lassen, macht es für die Banken natürlich auch Sinn, mit den FinTechs zu kooperieren und deren Dienstleistung für die eigenen Kunden einzukaufen. Das machen schon einige Banken. Das geht auch über das Video-Ident hinaus. So kooperiert die DKB zum Beispiel mit Cringle & paypal. Die Comdirect Bank mit Lendstar. Auch hier ließe sich eine lange Liste mit den Kooperationen zwischen Banken und Fintechs fortführen. Auch diese Liste hält Herr Bajorat immer aktuell und wir verweisen deshalb auf sein Mindmap.

Fazit

verstanden!FinTechs haben den Verbrauchern viel zu bieten. Sie verändern den Sektor der Finanzdienstleitungen und das nicht zum Nachteil für die Nutzer. Natürlich dürfen wir uns nicht alle Fintechs per se im Engelskostüm vorstellen. Datenschützer äußern Bedenken und die neue, kommende Bankenwelt hat in Bezug auf die Datensicherheit, die Privatsphäre und Co. die gleichen Probleme wie jeder Dienst, der uns durch die Digitalisierung zur Verfügung steht. Ein Kuschelkurs ist nicht angebracht! Wir müssen auch hier einen kritischen Blick auf die Anbieter werfen.

Bildquelle:

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Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Depot, Festgeld, Girokonto, Kredit, Kreditkarte, Tagesgeld

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