Ratgeber 
(K)eine gute Idee: Kredit in Ausbildung und Probezeit

quo vadis?Anschaffungen sind manchmal unumgänglich. Das gilt auch für Auszubildende und Arbeitnehmer in der Probezeit. Aber wie sieht es mit Finanzierungen aus? Wer gibt diesen Kunden einen Kredit und ist es sinnvoll, diesen in Anspruch zu nehmen?

Niedrige Einkommen machen alles schwerer

Es ist eine Binsenweisheit, dass man mit einem niedrigen Einkommen schneller in Finanzierungsnöte kommt als mit einem höheren Einkommen. Betroffen hiervon sind vor allem Auszubildende. Sie arbeiten bereits vollschichtig, bekommen in der Regel aber nur eine vergleichsweise geringe Ausbildungsvergütung, mit der sich die ersten Schritte in die Lebenswirklichkeit ohne Eltern nicht immer verwirklichen lassen. Viele Auszubildende sehen den Beginn ihres Berufslebens auch als Gelegenheit, sich vom Elternhaus abzunabeln und auf eigenen Füßen zu stehen. Dass zur Gründung eines eigenen Hausstandes aber auch Investitionen notwendig sind, ist immer dann ein Problem, wenn Hilfe der Eltern nicht in Anspruch genommen werden kann oder soll. Speziell dann, wenn es sich um Anschaffungen handelt, die einfach notwendig sind, stellt sich häufig die Frage, ob sich diese nicht über einen Kredit finanzieren lassen.

Auch Auszubildende bekommen Kredite

Soll ich den Kredit abschliessen?Prinzipiell ist es für einen Auszubildenden durchaus möglich, einen Kredit zu bekommen. Allerdings gibt es einige Besonderheiten. So vergeben viele Banken nur dann Kredite an Auszubildende, wenn diese dort auch ihr Girokonto haben. Der Grund dafür ist einleuchtend: So hat die Bank einen Überblick über die Einkünfte und kann den Kunden besser einschätzen. Wichtig ist allerdings, dass der Kunde bereits über 18 Jahre alt ist, denn sonst wird in der Regel kein Kredit vergeben, jedenfalls nicht ohne Beteiligung der Erziehungsberechtigten. Überhaupt kann es je nach Finanzierungswunsch notwendig werden, einen Bürgen zu präsentieren. Ein Bürge springt dann ein, wenn der Kreditnehmer seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann oder möchte.

Die Bürgschaft – mehr als eine Unterschrift!

Häufig wird insbesondere innerhalb einer Familie oder im Freundeskreis die Unterschrift unter eine Bürgschaft geleistet, ohne darüber nachzudenken. Es ist ja nur eine Formalität. Aber diese Formalität kann es in sich haben. Gerade wenn es sich um größere Finanzierungen handelt, sollte man sich stets darüber im Klaren sein, dass der Bürge eine Zahlungsverpflichtung eingeht und die Banken diese auch sofort einfordern, wenn ein Zahlungsausfall seitens des Kreditnehmers droht. Daran sind schon viele Beziehungen zerbrochen. Hat man schon von Beginn an den Verdacht, dass der Kreditnehmer unter der Last der Zahlungen zusammenbrechen könnte, ist es im Zweifelsfall die größere Gefälligkeit, eine solche Unterschrift zu verweigern.

Wo bekommen Azubis überhaupt einen Kredit?

AuszubildendeGrundsätzlich kann ein Auszubildender oder auch ein Arbeitnehmer in Probezeit überall einen Kredit beantragen. In der Praxis wird jedoch vor allem die Hausbanken einen Kredit gewähren, weil sie den Kunden bereits kennen. Ist das Einkommen besonders niedrig oder läuft die Probezeit noch lange, lehnen viele Kreditinstitute eine Finanzierung ab. Natürlich muss auch die Schufa-Anfrage berücksichtigt werden. Sie wird in Deutschland standardmäßig durchgeführt. Existieren hier negative Einträge, ist eine Finanzierung durch eine Bank eher unwahrscheinlich.

Tipp: Einmal jährlich kann man bei der Schufa eine kostenlose Auskunft anfordern, aus der hervorgeht, welche Einträge vorhanden sind.

Dies empfiehlt sich auch deswegen, weil immer wieder Fehler bei der Löschung alter Einträge vorkommen können. Banken, die auch Fremdkunden einen Kredit einräumen, verlangen zudem häufig eine Abtretung von Ansprüchen an Sozialleistungen in ihren Kreditbedingungen.

Die Kredithaie sterben nicht aus

Die Spezies der Kredithaie ist eine besonders unangenehme. Auf unseriöse Vermittlungsangebote für Kredite auch „ohne Schufa“ und für „jeden, selbst Arbeitslose“ stößt man zwangsläufig, wenn man nach einem Kredit sucht. Doch diese Angebote sind im schlimmsten Fall eine Verschwendung von Zeit und Geld, denn nicht selten verlangen diese Vermittler noch Gebühren dafür, dass am Ende überhaupt kein Kredit ausgezahlt wird. Kommt es zu einer Auszahlung, sind die Zinsen und Konditionen meist extrem ungünstig für den Kunden. Von solchen Angeboten raten Verbraucherschützer generell ab.

Auch die Banken verfolgen eigene Interessen

Die Bonität dews Kunden wird vorausgesetzt!Die Werbung vermittelt den Eindruck, dass jeder einen günstigen Kredit erhalten kann. Niedrige Zinsen sind häufig ein Lockmittel, das selbst von seriösen Banken angewendet wird. Im Kleingedruckten steht dann aber meist, dass diese idealen Zinssätze nur bei einer perfekten Bonität gewährt werden. Im Klartext: Ein Auszubildender oder ein Arbeitnehmer in Probezeit besitzt aufgrund der Höhe des Einkommens bzw. der Unwägbarkeit der weiteren Beschäftigung keine ideale Bonität. Vielmehr stellt ein solcher Kunde für die Bank ein Ausfallrisiko dar, das diese sich über einen höheren Zinssatz bezahlen lässt. Größere Summen werden von Banken aber selten ohne zusätzliche Sicherheiten (z.B. einen Bürgen) gewährt, wenn das Einkommen besonders niedrig ist und kein unbefristetes Arbeitsverhältnis besteht. Häufig bieten Hausbanken dem Kunden erst gar keinen Verbraucherkredit an, sondern räumen lediglich einen höheren Dispokredit ein. Dieser kann zwar ohne weitere Beantragung dann quasi nach Bedarf abgerufen werden, aber bei den meisten Instituten fallen sehr hohe Zinsen für den Dispo an.

Ist ein Kredit deswegen immer schlecht?

verstanden!Natürlich gibt es gute Gründe, einen Kredit aufzunehmen. Benötigt man beispielsweise zwingend einen fahrbaren Untersatz, um zur Arbeit zu kommen und diese auch zu behalten, ist die Finanzierung eines Autos eine sinnvolle Investition. Auch andere Anschaffungen (z.B. im Haushalt) lassen sich manchmal nicht aufschieben. Gibt es keine andere Möglichkeit, sind Kredite also auch für Auszubildende zu empfehlen. Ein Tipp: Geht es nur um kleinere, überschaubare Anschaffungen, können die Finanzierungsangebote von Händlern eine gute Alternative sein. Ihre Zinssätze sind in der Regel vergleichsweise niedrig (auch wenn es die sogenannten „Null-Prozent-Finanzierungen“ nicht wirklich gibt, da die Kosten natürlich in den Gesamtpreis einbezogen werden). Außerdem gewähren die Banken, die die Finanzierung übernehmen, solche Kredite eher als einzelne Verbraucherkredite, weil die Händler einen Teil des Ausfallrisikos selbst tragen.

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Hier schreibt Mischa Berg

Mischa Berg ist Herausgeber von Bankenvergleich.de und veröffentlicht seit 2007 News und Kommentare zur Geldanlage in Tagesgeld und Festgeld. Mischa Berg ist auch auf Google+ und Facebook aktiv.
Kategorie: Kredit

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