Neuemissionen – zugreifen oder Finger weg lassen?
Wenn ein Unternehmen den Gang an die Börse wagt, ist die Aufmerksamkeit der Medien hoch. Schließlich besteht die Chance, an den Erfolgen eines Unternehmens teilzuhaben und deshalb kitzelt es den Anlegern in den Fingern. Soll auch die Neue ins Depot oder überwiegen die Risiken?
Große Namen – hohe (Gewinn-)Erwartungen
Twitter, Facebook, Zalando, Rocket Internet und Alibaba haben es getan und waren deshalb in aller Munde. Durch den Gang an die Börse verschaffen die Unternehmen sich frisches Kapital. Das Geld der Anleger kann das Unternehmen investieren und wachsen. Natürlich fragt sich da nicht nur der Börsenexperte, ob sich die Zeichnung dieser Aktie lohnt, um an diesem Erfolg teilzuhaben. Nein, auch der sonst eher sicherheitsorientierte Sparer kommt ins Grübeln. Bei diesen bekannten Unternehmen ist der Reiz sicher stärker als bei anderen Neuemissionen. Bei den IPOs (engl. initial public offering) von TLG Immobilien oder Fenghua SoleTech AG wird der Ottonormalbürger wohl kaum den Reiz verspüren, jetzt gemeinsam mit diesen Unternehmen an der Börse durchzustarten. Diese Neuemissionen sanden im Oktober und November 2014 an. Wie jetzt? Noch nie gehört? He, Gewerbeimmobilien und Schuhsohlen, da kann man doch nix falsch machen!
Darin liegt der Fehler, denn abgesehen vom prominenten Namen, wissen die Verbraucher meist nicht viel über das Unternehmen, an dem sie sich beteiligen wollen. In welchem Markt agiert das Unternehmen? Wie ist das Unternehmen aufgestellt? Wer sind die stärksten Konkurrenten? Schreibt das Unternehmen gerade schwarze Zahlen? Und wer sagt eigentlich, dass die Aussichten bei TLG Immobilien nicht noch besser sind als bei den bekannten Marken?
Für Einsteiger gilt deshalb ganz klar: Lass die Finger von Neuemissionen!
Mal ganz davon abgesehen, dass es meist gar nicht so einfach ist, eine Aktie eines IPOs zu ergattern, denn oft gibt es mehr Interessenten als Aktien! Der Grund für den Verzicht ist einfach. Wer als Neuling aufs Parkett geht, sollte seine Erfahrungen besser mit Anlageformen sammeln, die auch für Anfänger geeignet sind!
Fachwissen und eine ordentliche Analyse der anvisierten Produkte sind der Weg zum Erfolg. Wer nur einem Hype folgt, fliegt mit Sicherheit auf die Nase! Ohnehin ist eine Investition in Aktien immer mit Risiken verbunden und deshalb per se nicht für Gelder geeignet, die mittel- und auch langfristig für den Lebensunterhalt herhalten sollen.
Wer darüber hinaus Geld zur Verfügung hat, ist mit einem ETF-Sparplan oder einer konservativen Anlagestrategie erst mal besser beraten!
Kursverlauf prominenter Neuemissionen seit der Ausgabe der Aktien
Auf der Seite finanzen.net gibt es einen Überblick über anstehende und aktuelle Neuemissionen. Wer die Kursentwicklung der Neuemissionen betrachtet, sieht am Beispiel von Alibaba, das damit auch von Beginn an gute Kursgewinne möglich sind. Anleger von Rocket Internet und Zalando hingegen müssen kurz nach dem Börsenstart erst mal mit Kursrückgängen zurechtkommen. Das sind natürlich nur Momentaufnahmen und der zukünftige Kursverlauf kann natürlich auch positiv verlaufen. Wer allerdings der Meinung ist, mit den neuen Aktien bekannter Unternehmen könne man nichts falsch machen, kommt angesichts der Werte in Erklärungsnot!
Fazit
Für den Ottonormalanleger sind Neuemissionen nicht empfehlenswert! Wer sich sein Depot aus einzelnen Titeln selbst zusammenstellt, sollte besser auf Aktien setzten, die langfristig in ihrem Markt erfolgreich sind. Diese finden sich zum Beispiel in Leitindizes, wie dem DAX oder dem Dow-Jones-Index. Für Anleger, die auf Sicherheit und Rendite setzen, haben IPOs deshalb keinen Platz im Depot! Bei Neuemissionen gibt es zu viele Unbekannte und eine Analyse wie bei den „gebraucht“ erworbenen Aktien ist nicht ausreichend möglich. Dank der Berichterstattungspflicht kann der Anleger bei Aktien die schon langfristig im Umlauf sind umfangreiche Informationen (Ad-hoc-Mitteilungen und Quartalsberichte) einholen, die eine Kaufentscheidung stützen.
Auch ohne das Engagement der kleinen Privatanleger müssen sich die neuen Aktiengesellschaften nicht fürchten, auf ihren Aktien sitzen zu bleiben. Investoren gibt es genug. Die spielen aber in einer anderen Risikoklasse als der Ottonormalbürger und auch hier rührt die Kaufentscheidung nicht aus dem Bauchgefühl heraus!
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